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Ist das Alleinsein die Herausforderung unserer Zeit?

Pirmin Loetscher
Die Digitalisierung fordert uns mit ständiger Erreichbarkeit, Ablenkung und Angst vor dem Alleinsein heraus. Warum es so wichtig ist, sich selbst auszuhalten, erfährst du im Beitrag.

Das Zeitalter der Digitalisierung konfrontiert uns mit neuen Ablenkungen, ständiger Erreichbarkeit und der Angst vor dem Alleinsein. Doch genau jetzt ist es besonders wichtig, Zeit allein zu verbringen und zu lernen, uns selbst zu ertragen. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit uns selbst und dem Erkennen unserer Grenzen können wir Entscheidungen treffen, die uns nicht nur guttun sondern auch unser Leben vereinfachen.

Oh ja, ich bewundere den Fortschritt, der in den letzten Jahrzehnten in den Bereichen Wissenschaft und Technik stattgefunden hat. Verrückt was wir mit dem Internet erschaffen haben. Diese surreale Welt, die uns auf so vielen Wegen hilft, uns in der Realität zurecht zu finden. Die Möglichkeiten sind beinahe grenzenlos. Aber neben all diesen neuen, vorteilhaften Möglichkeiten, dürfen wir die Kehrseite des Fortschritts nicht ganz ausser Acht lassen. Wer Tausend Freunde auf Social Media hat, fühlt sich in Wirklichkeit oft einsam. Wer ununterbrochen in den Netzwerken kommuniziert, spürt sich irgendwann selbst nicht mehr. Zudem gibt uns das Internet die Möglichkeit zur beinahe grenzenlosen Selbstdarstellung. Die Gefahr, sich ständig mit seinen Freunden im Netz zu vergleichen, ist grösser geworden, als noch zu Zeiten, wo man sich einfach mit der Nachbarin oder dem Nachbar verglich und sich fragte, wer wohl die schöneren Blumen im Garten stehen hat.

Es ist nicht das erste Mal

Wie schon erwähnt, ich begrüße und liebe den technischen Fortschritt, der uns so viele neue Möglichkeiten eröffnet. Im gleichen Zug erlaube ich mir die Frage, wie es mit dem Fortschritt in Bezug auf uns Menschen aussieht. Haben wir, ähnlich wie die Technik und Technologie, Fortschritte gemacht oder sind wir zu Sklaven des Internets, der mobilen Daten und der ständigen Erreichbarkeit geworden? Tun uns die vielen Freunde rund um den Erdball gut oder können die vielen Kontakte uns auch in zeitliche Engpässe bringen? Sind wir zu Opfern unserer eigenen Erfindungen und des damit verbundenen Fortschritts geworden? Ich persönlich glaube es nicht, ich bin Optimist und sehe das Ganze positiv. Wir haben schon oft neue Hilfsmittel fürs Leben erschaffen, loten die Grenzen aus, reizen sie förmlich aus und lernen mit der Zeit, wie wir in einem gesunden Rahmen damit umgehen können. Ich erinnere mich noch an Artikel in den Zeitungen, da wurde der Fernseher verflucht, er würde unsere Jugend zerstören. Später waren es die Computerspiele und Gameboys. Heute schreiben die gleichen Zeitungen, dass es die Smartphones sind, die uns umbringen werden. Für mich persönlich ist die Offline-Zeit das neue Luxusgut dieses noch jungen Jahrtausends. Das Schöne an diesem Luxus ist, jeder wird ihn sich leisten können. Egal, ob arm oder reich, man muss es nur wollen.

Im Innen statt Aussen leben

Wenn ich mir also die Frage stelle «ist das Alleinsein die Herausforderung unserer Zeit?», dann meine ich nicht nur wegen der ständigen Erreichbarkeit, verursacht durch das Internet. Sondern, weil wir Menschen uns aus verschiedensten Gründen nicht mehr auf uns selbst verlassen. Wir richten uns oft lieber nach außen, als nach innen. Ich möchte also keinesfalls nur dem Internet die Schuld an unserem Ich-Verlust geben, auch unser westliches Wirtschaftssystem trägt eine Mitschuld. Mehr Wachstum, mehr Rendite, mehr Geld, mehr mehr mehr, schneller, höher, besser! Es kennt nur eine Richtung: Linear nach oben! Schlussendlich liegt es an uns selbst, in diesem Zirkus nicht mitzuspielen, unsere eigenen Grenzen zu erkennen und durchzusetzen. Ob das Internet, Vereinstätigkeiten, unser Job, Familie oder Freunde – niemand anderes als du selbst kann ausloten, was dir davon guttut, was dein Leben erleichtert und was es belastet. Vor allem kann das Internet nicht fühlen, oder zumindest noch nicht, zum Glück. Nur du selbst kannst deinen eigenen Gefühlen nachgehen, wenn du sie noch fühlst. Es gibt Dinge, die dir im täglichen Leben helfen und andere, die dich daran hindern, dein eigenes Leben zu leben. Aber die Entscheidungen fällst allein du! Nur du bist Herr und Meisterin über die Art und Weise, wie du mit unserem Fortschritt umgehen möchtest. Durch das Alleinsein, dich aushalten können, dich selbst spüren, kannst du deine eigenen Entscheidungen und Handlungen besser wahrnehmen und umsetzen und dich von Mustern lösen, die dein Leben belasten und dich von dir selbst entfernen.

Alleinsein annehmen und geniessen

So müssen wir auf keinen Fall den Fortschritt oder die Ablenkung bekämpfen, nein wir müssen uns selbst stärken, indem wir wieder lernen mit uns selbst zu sein, in uns reinzuhören und uns selbst auszuhalten. Denn wenn du dich selbst nicht aushalten kannst, wie sollen dich dann die Menschen um dich herum aushalten! Und wenn du ständig außerhalb von dir Verbindungen suchst, wirst du die Verbindung zu dir selbst nicht herstellen können. Und dass ist jammerschade, denn in dir steckt so vieles, was für dein eigenes Leben und deinen Lebensweg hilfreich sein kann. Lebe dein Leben und nicht das Leben deines Umfeldes.

«Allein sein – ist das nun die Herausforderung unserer Zeit?» Aus meiner Sicht ja. Es ist sicher nicht die einzige, aber eine der aktuellen Top 5 Herausforderungen für uns Menschen. Und weil uns ja Herausforderungen weiterbringen, nehmen wir sie an und lernen wieder die Momente des Alleinseins anzunehmen und zu geniessen.

Ist das Alleinsein die Herausforderung unserer Zeit?

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